Bitte beachten SieIm Zusammenhang mit der Darstellung medizinischer Behandlungsmethoden stellt die deutsche Rechtsprechung strenge Anforderungen an Richtigkeit, Eindeutigkeit und Klarheit der Aussagen. Dem Bundesgerichtshof zufolge kann ein hinreichender wissenschaftlicher Wirksamkeitsbeleg von medizinischen Behandlungsmethoden in der Regel nur erfolgen durch eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie mit adäquater statistischer Auswertung, die durch Veröffentlichung in den Diskussionsprozess der Fachwelt einbezogen worden ist (BGH 2013, Az. I ZR 62/11). Eine solche Studie liegt bezüglich der Eigenplasma-Therapie meines Wissens bisher nicht vor bzw. ein Erfolg der Eigenplasma-Therapie kann ausdrücklich nicht garantiert werden!
Seit ca. Ende der 1990er Jahre wird in Orthopädie und Sportmedizin die Behandlung mit (thrombozytenreichem) Eigenplasma bzw. –Serum zur Regeneration und Stoffwechselaktivierung an Muskeln, Sehnen und Gelenken eingesetzt.
Bis in die 80er Jahre unterzogen sich viele Prominente wie Altkanzler Adenauer, Fußball-Nationalmannschaftstrainer Helmut Schön, Charlie Chaplin oder gar Papst Pius XII. einer „Frischzellentherapie“. Beim Vorgänger des heutigen körpereigenen (= autologen) Plättchen-Reichen Plasmas (= PRP) wurden noch tierische Wachstumsfaktoren und Stammzellen - meist von Schafen - verwendet, deren Einsatz aufgrund ethischer Aspekte und dem hohen Risiko z.B. von Infektionen sowie allergischen Abstoßungsreaktionen wieder aufgegeben wurde. Mit der modernen PRP-Therapie wird z.B. in Bundesliga Fußball- und Basketballvereinen gearbeitet, und sie wurde bereits bei Sportlern wie Rafael Nadal, Kobe Bryant, Gareth Bale oder Bayern-Star Thiago eingesetzt.
Wirkungsweise
Zentrale Bedeutung bei der Therapie von schmerzhaften Gelenkarthrosen und/oder Verletzungen des Bewegungsapparates mittels PRP nehmen die Thrombozyten (= Blutplättchen) ein. Diese werden durch Zentrifugation des Vollblutes und entsprechende Separation des Serumanteils von den „festen“ Blutbestandteilen (= rote Blutkörperchen/ Erythrozyten) angeregt bzw. deren Konzentration signifikant erhöht. Aus den aktivierten Thrombozyten wiederum werden verschiedene Wachstumsfaktoren und Zytokine freigesetzt, die Immun- und Fresszellen (Makrophagen) „anziehen“ (= Chemotaxis), die Proliferation von mesenchymalen Stammzellen, Fibroblasten und mononukleären Leukozyten anregen und damit direkt/indirekt Schmerzremission, Heilungsprozesse und Geweberegeneration starten und/oder fördern sollen.
Anwendungsgebiete
Neben ihrer Verwendung vor allem in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie/Allergologie und im Wundmanagement wird die, inzwischen auch synonym als Autologes Conditioniertes Plasma (= ACP) genannte Therapieoption auf orthopädisch-sportmedizinischem Fachgebiet überwiegend bei folgenden Indikationen eingesetzt:
- Knorpelverschleiß (= Arthrose) der Gelenke (meist Hüfte, Knie, Sprunggelenk, Schulter)
- Akute und chronische Muskel-/Sehnen-/Bandverletzungen (z.B. Risse im Adduktoren- bereich, der Sprunggelenksbänder, der Patella- und/oder der Achillessehne)
Gegenüber den alternativ oft angewendeten intraarticulären Injektionen klassischer Chondroprotektiva (= Hyaloronpräparate) ist die PRP bzw. ACP-Behandlung auch bei höhergradigen Arthrosen ( > Grad 2 nach Outerbridge) offiziell zugelassen (= In-label)!
Nebenwirkungen/Kontraindikation
Die Risiken einer autologen Plasma-Therapie sind gering. Da Eigenblutbestandteile injiziert werden, besteht z.B. im Gegensatz zu den o.g. Hyaloronen, die Fremdeiweiße – oft aus Hahnenkämmen gewonnen – enthalten, keine Gefahr allergischer Reaktionen. Der (oder die) Einstich(e) der PRP-Injektionsnadel ist/sind natürlich unangenehm, aber in aller Regel ohne vorherige örtliche Betäubung möglich.
Blutergüsse (=Hämatome) können ggf. im Injektionsbereich entstehen. Einige Patienten/-innen berichten nach der ACP-Behandlung, dass es im behandelten Gelenk bzw. im ACP-Behandlungsareal kurzzeitig zu einer leichten „Aktivierung“ von Schmerzen, Schwellung und leichtem Überwärmungsgefühl gekommen ist.
Dies kann nach unserer Erfahrung sogar als prognostisch günstig für die Wirksamkeit der PRP gewertet werden, so lange keine eindeutigen Entzündungszeichen wie Fieber, zunehmende Rötung/Überwärmung und allgemeines Krankheitsgefühl auftreten. In diesem Fall sollten Sie sich umgehend wieder an mich wenden! Die Eigenplasmatherapie wird nicht durchgeführt bei Krebsleiden, übertragbaren Blut-, Autoimmun- oder Infektionskrankheiten (z.B. Leukämie, Hepatitis, HIV u.s.w.), während der Schwangerschaft und/oder bei akuten bzw. infektiösen Hautschädigungen im Spritzenbereich (z.B. aktivierte Schuppenflechte, Neurodermitis, offene Wunden). Blutverdünnende Medikamente wie Marcumar oder moderne sog. NOAKs müssen – das Einverständnis der/des Hausarztes/-ärztin vorausgesetzt – Präparat-abhängig ca. 2-8 Tage vor ACP-Behandlungsbeginn abgesetzt bzw. pausiert werden! Klassische Schmerzmittel (= NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac) können die Thrombozyten-Vitalität und damit den PNP-Erfolg gefährden; auch sie sollten mind. 3-5 Tage vorher nicht (mehr) eingenommen werden! Paracetamol und/oder Metamizol gelten hierfür als Alternativen.
Behandlungsablauf
Bei dem von uns verwendeten Eigenblut-System wird Ihnen mit einer speziellen Doppelkammer-Spritze zunächst eine kleine Menge Venenblut (ca. 15 ml) abgenommen. Sofort danach wird das Blut mittels Zentrifugation in seine festen Bestandteile und das Plasma bzw. Serum aufgetrennt. Direkt anschließend wird dieser Serumanteil (inkl. Thrombozytenbande und der jetzt mehrfach konzentrierten körpereigenen Wachstumsfaktoren) in die zweite Spritzenkammer aufgezogen. Die gewonnenen 3-7 ml Eigenplasma werden Ihnen dann wiederum umgehend – natürlich unter sterilen Bedingungen - in das/die betroffene(n) Gelenk(e) bzw. an das verletzte Muskel-/Sehnenareal gespritzt. Der gesamte PRP-Ablauf dauert insgesamt nur ca. 30 min. Abhängig von Indikation und Injektionsgebiet wird bei uns in der Regel eine Serie von 2-4 ACP-Behandlungen im Abstand von je 2 Wochen angeboten. Wir mischen keine Zusatzwirkstoffe (z.B. Komplexhomöopathika oder Hyalorone) hinzu. Zum einen beschreiben neue wissenschaftliche Arbeiten hierdurch keinen signifikanten Zusatzwirkeffekt, zum anderen bleibt von Blutentnahme bis zur letztendlichen PRP-Injektion ein geschlossenes System und damit absolute Sterilität gewährleistet.
Behandlungskosten
Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten für die Eigenplasmatherapie bislang nicht. Bei Privat- (und Beihilfe)versicherten werden die PRPBehandlungskosten oft ganz oder zumindest teilweise übernommen. Pro ACP-Injektion werden Ihnen gemäß Gebührenordnung für Ärzte (= GOÄ) 118,10€ in Rechnung gestellt. Das zielgenaue Einspritzen des Eigenplasmas an einigen Gelenken (z.B. Hüfte) ist aufwendiger und muss bildgebend (bei uns Ultraschall-unterstützt und damit strahlungsfrei) durchgeführt werden. Für diesen Mehraufwand berechnen wir nach GOÄ Position 401 zusätzlich je 20,98€.